Vorteile der intra-operativen Strahlentherapie mit Elektronen (io-e-rt)
Zusammenfassung der Vorteile der Elektronenbestrahlung, unserer Einschätzung nach und basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen:
- io-e-rt bekämpft mit Elektronenbestrahlung die bei der Operation zurückgebliebenen, also die vom Chirurg übersehenen Tumorzellen sofort. Der Operateur sieht genau, wo der Tumor liegt und kann somit anschließend sehr gezielt den Bestrahlungstubus zur optimalen Tumorzerstörung in das leere Tumorbett leiten. Das erlaubt extrem zielsicher und fokussiert jene Bruststelle zu treffen, wo sich der Tumor vor kurzem noch befand. Diese Art von Zerstörung der restlichen Krebszellen ist durch io-e-rt optimal und erheblich sicherer und genauer als bei allen anderen Methoden.
- Da das geöffnete Brustgewebe direkt bestrahlt wird, bleibt die umgebende Haut und die nicht betroffenen Organe verschont. Aus diesem Grund sind nach der IOERT die späteren Nebenwirkungen erheblich geringer als bei der perkutanen, fraktionierten Ganzbrustbestrahlung.
- Ein weiterer Vorteil für die Frau ist, dass durch io-e-rt die Bestrahlungszeit erheblich verkürzt wird und dass sie diesen Teil nicht bewusst erleben muss, weil er unter Vollnarkose erfolgt.
- Wegen der sofortigen Vernichtung der restlichen Tumorzellen im Operationsgebiet, wird eine erneute Ausbreitung der Krebszellen weitgehend ausgeschlossen, so dass während der 4-6 Wochen Ausruhzeit für die Wundheilung, so gut wie keine Metastasenbildung mehr erfolgen kann.
- Durch diese lineare direkte Bestrahlung auf das leere Tumorbett entfallen jegliche pathologischen R1 Status Meldungen nach der OP. Zusätzlich wird die Haut als Risikoorgan für potentielle kosmetische Spätreaktionen (Teleangiektasien) komplett geschont.
- In der Praxis werden zunehmend gute Patientendaten ermittelt und registriert, die eindeutig darauf hinweisen, dass bei bestimmten Patientinnen (z.B. im Frühstadium) und/oder bei bestimmten (low risk) Tumorarten und/oder bei Krebsgewächsgrößen (z.B. kleiner als 2,5cm) eine einmalige io-e-rt (kurativer Boost von 23 Gy) völlig ausreicht und eine postoperative, „herkömmliche Ganzbrust-Bestrahlung“ komplett und ohne Risiko entfallen kann.
- Bei dieser eindeutig definierbaren Zielgruppe kann die io-e-rt also eine Einzeldosis von ca 23 Gy unter Narkose und zielgenau verabreichen. Das genügt als Strahlentherapie und die Patientin kann nach der OP „als geheilt aufwachen“, da sie nach dem heutigen Wissensstand bestmöglich behandelt wurde. Dies ist ein Wunsch, den die meisten Betroffenen immer wieder äußern.
- Laut staatlich empfohlener RöV (Röntgenverordnung) und entsprechend der Strahlenverordnung gilt immer und für alle Mediziner ein Minimierungsgebot der Strahlendosis. Neuerdings wird öffentlich diskutiert, ob man die postoperative, konservative Ganzbrustbestrahlung, die an 25 bis 28 Werktagen bisher erfolgte, durch Erhöhung der Einzeldosen pro fraktionierte Bestrahlung verkürzen könnte. In der Fachliteratur (HIOB-Studie) und auch in der neuen S3-Leitlinie ist diese hyperfraktionierte perkutane Bestrahlung voll akzeptiert und sogar empfohlen. Somit sollen nunmehr nur noch 2-3 Wochen mit leicht erhöhten Einzeldosen ambulant post-operativ bestrahlt werden.
- Es wird zudem auch eine Verkürzung der Bestrahlungszeit durch SIB (simultan-integrierter Boost) diskutiert, was bedeutet, dass man die herkömmlichen abschließenden 6 bis 8 zielgerichteten Boostbestrahlungen mit Dosisanreicherung bei der herkömmlichen Methode vorziehen wollte. Das wurde aber als unwirksam nicht empfohlen. io-e-rt kann alle diese neuen Vorschläge bereits optimieren.
- io-e-rt bestrahlt mit Elektronen, eine ionisierende Strahlung, die anhand von Tiefendosiskurven die wirksame Eindringtiefe in das Tumorbettgewebe aufzeigen. Bei einem mobilen Linearbeschleuniger mit maximaler 9 MeV Energieleistung erreicht man bei io-e-rt eine therapeutisch wirksame Dosis (beim Wert von 80% Dosis) bis zu 3,7 cm - 3,8 cm Eindringtiefe, die, physikalisch bestätigt, eine effektive Zerstörung der Krebszellen gerade im Operationsgebiet bewirkt, denn dort ist das Wiederauftreten des Krebses (Rezidive) erfahrungsgemäß sehr hoch.
- Die meiste Tumorzelldichte (90%) befindet sich in einem Umkreis von > 4 cm vom sichtbaren Rand des Primärtumors. Dort ist also die Rezidiv-Wahrscheinlichkeit mit 60% bis 80% am größten. Nach ca sechsjähriger Beobachtungszeit ist lt. HIOB-Studienergebnissen durch den antizipierten Elektronen-Boost diese Wahrscheinlichkeit auf knapp unter 1% gesunken, d.h. auf eine jährliche Rezidivrate von 0,2%.
- io-e-rt ist nicht nur bei der Bekämpfung von Brustkrebs sehr wirkungsvoll, sondern findet inzwischen auch volle Anerkennung von anderen onkologisch operierenden Fachärzten. So wird auch bei Weichgewebstumoren (Sarkome), bei Tumoren im Bereich des Beckens (Enddarmkrebs/gynäkologische Tumore), bei Tumorbildung an der Bauchspeicheldrüse, bei urologischen Tumoren und bei Nierentumoren, vorwiegend bei Kindern, immer häufiger über den Einsatz der io-e-rt nachgedacht bzw. im Rahmen von Studien geforscht.
- io-e-rt ist eine innovative, zukunftsorientierte und effektive Heilmethode, die dank der Sichtkontrollmöglichkeit des Operateurs extrem genau, sicher und fokussiert Tumorzellen vernichtet. Dem Patienten, der immer unter dem Schock der Diagnose „Krebs“ leidet, werden viele Leidenswege erspart, weil er unter Narkose wirkungsvoll bestrahlt wird. Gleich im Anschluss - noch immer unter Narkose - kann sich die Patientin für eine onkoplastische Brustrekonstruktion entscheiden, weil die Dosisverteilung im Tumorbett vorher subkutan (unter der Haut) erfolgte. io-e-rt steigert zweifelsohne die Lebensqualität von Patienten, die diese durch die Krebsdiagnose oft als verloren ansehen. Wenn io-e-rt darüber hinaus hilft, die Abwehrkräfte dieser Patientinnen zu aktivieren und somit das Immunsystem stärken kann, dann wird auch dadurch eine qualitative Verbesserung der Therapie von Brustkrebserkrankungen in Deutschland möglich.